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20 Jahre Newtron: Interview mit Olaf Conradt – „Der Fokus liegt auf dem Wohlfühlfaktor“

Olaf Conradt zu 20 Jahren Newtron

Vom innovativen Start-up zu einem der führenden Anbieter webbasierter Beschaffungslösungen – sehr vereinfacht ist das die Geschichte der Newtron GmbH. 2019 feierte das Unternehmen 20-jähriges Jubiläum. Im Interview blickt Geschäftsführer Olaf Conradt auf die bewegte Unternehmensgeschichte zurück und erzählt, wie es für Newtron in Zukunft weitergeht sowie welche Trends er in der Branche sieht.

20 Jahre Newtron – ein Jubiläum ist immer ein wunderbarer Anlass einmal zurückzublicken. Welche Highlights gab es in der Unternehmensgeschichte?

Olaf Conradt: Im Vorfeld des Jubiläums habe ich mich dazu mit langjährigen Newtron-Mitarbeitern ausgetauscht, da ich selbst erst seit eineinhalb Jahren mit an Bord bin. In den Gesprächen wurden als Schlüsselereignisse zum einen mehrfach die Finanzierungsrunden genannt, die uns erlaubten, im schnelllebigen Start-up-Umfeld den Anschluss nicht zu verlieren. Zum anderen waren die verschiedenen Anläufe, einen langfristigen Partner zu finden, prägende Erfahrungen. Diese haben letztendlich dazu geführt, dass wir mit SupplyOn nun eine ideale Ergänzung gefunden haben.

Was waren für Sie die bedeutsamsten Ereignisse seit Ihrem Start bei Newtron? Gibt es Dinge, die Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben sind?

Olaf Conradt: Die ersten Tage und Wochen waren für mich sehr spannend – die Mitarbeiter und ihre Aufgaben, das Unternehmen sowie das Geschäftsmodell und die Marktposition kennenzulernen, zu analysieren und die notwendigen Schlüsse daraus zu ziehen. Diese Maßnahmen mussten natürlich auch unter dem Gesichtspunkt der Integration der Newtron GmbH in den Konzernverbund der SupplyOn AG umgesetzt werden. Dazu kamen einige personelle Veränderungen, die für den Geschäftsbetrieb nicht unerheblich waren. Insgesamt war das Jahr 2018 also sehr von Umbrüchen geprägt.

Was ich toll fand, war, dass die Mitarbeiter alle motiviert und gespannt auf die Zukunft waren. Durch die von Jörg Mieger als COO begonnenen Umstrukturierungen war eine gewisse Aufbruchsstimmung vorhanden, die wir gut nutzen konnten, um die Umsetzung gemeinsam zu gestalten.

Trotz aller Herausforderungen, Neuaufstellungen und Umstrukturierungen haben wir das Geschäftsjahr 2018 positiv beendet. Ohne ein so gutes, engagiertes Team wäre das nicht möglich gewesen.

Die Technik hat, insbesondere im digitalen Bereich, in den letzten Jahren und Jahrzehnten enorme Fortschritte gemacht. Welche Entwicklungen haben die Firmengeschichte besonders geprägt?

Olaf Conradt: Einen wichtigen Meilenstein im Sourcing stellte die Umstellung auf mehrpositionale Anfragen und Auktionen im Jahr 2001 dar. Meines Erachtens nach waren wir damals die Ersten, die das gemacht haben und somit unseren Kunden ermöglichten, ihre Anfragen zu konkretisieren.

Prägend war auch die Ausdehnung des Portfolios auf den Bereich Procurement 2007. Somit waren wir in der Lage, den gesamten Beschaffungsprozess abbilden zu können.

Ab diesem Jahr setzen wir mit den neuen Auktionen 2.0 zusätzlich einen Benchmark hinsichtlich der Gestaltung von beispielsweise Endverhandlungsrunden.

Neben einem Blick in die Vergangenheit sind Jubiläen auch ein gern genutzter Anlass, um in die Zukunft zu blicken. Um zu wissen, wo es hingeht, wird jedoch zunächst der Ausgangspunkt benötigt. Wo steht Newtron aktuell?

Olaf Conradt: Newtron ist ein gesundes und stabiles Unternehmen mit einem hochmotivierten Team. Mit unseren Produkten im SRM, Sourcing und Procurement sind wir gut am Markt platziert. Aktuell nutzen über 70 Kunden mit weltweit gut 1.000 sogenannten Buying Organisations und 200.000 Usern sowie mehr als 90.000 Lieferanten unsere Produkte, um ihre Einkaufsprozesse zu optimieren und zu digitalisieren.

Unser Vorteil ist, dass wir nicht auf eine Branche fokussiert sind. Dieser große und vielfältige Erfahrungsschatz ermöglicht es uns, die Anforderungen und Wünsche unserer Kunden zu verstehen und sie in der Prozessberatung partnerschaftlich zu unterstützen.

Unsere Kunden sind ein wichtiger Teil des Erfolgs. Mit vielen sind wir bereits sehr lange verbunden – es bestehen Partnerschaften, die bis in die Anfänge der Firmengeschichte zurückreichen. Diese stabile Kundenbasis bauen wir kontinuierlich aus, indem wir bei bestehenden Kunden die Prozesslandschaft erweitern.

2017 ist Newtron von SupplyOn übernommen worden. Wie ist Newtron im Mutterkonzern positioniert?

Olaf Conradt: Für SupplyOn ist Newtron eine strategische Ergänzung. Entsprechend wird Newtron im Konzernverbund weiterhin als eigenständiges Unternehmen auftreten und agieren. Unser Mutterkonzern fokussiert sich auf die Branchen Industry, Automotive, Aoerspace und Railway. Hier sind sie für den Bereich Produktionsmaterial gut aufgestellt. Bei den Nichtproduktionsmaterialien bietet Newtron schnelle und bedarfsgerecht zu implementierende Lösungen. Auch für Auktionen nutzen SupplyOn-Kunden unsere Produkte.

Gibt es Synergien, die aus der Übernahme entstanden sind?

Olaf Conradt: Ja, und zwar auf mehreren Ebenen. Zum einen implementiert SupplyOn seit 2018 ein agiles Portfoliomanagement (SAFe). Dort war auch Newtron von Anfang an als fester Bestandteil eingeplant. In Zukunft bietet SAFe die Möglichkeit, die Entwicklung der Produkte übergreifend zu steuern und zu harmonisieren.

Zum anderen gibt es Projekte zur Standardisierung von Prozessen und Tools zwischen Mutter- und Tochterkonzern im Bereich Sales, Human Resources, Finance und IT.

Wagen wir nun einen Blick in die Zukunft: Wohin geht es für Newtron?

Olaf Conradt: Durch die aktuelle Situation in den unterschiedlichen Märkten ist der Druck auf Unternehmen weiterhin groß Kosteneinsparungen vorzunehmen. Insbesondere der strategische Einkauf rückt dabei immer weiter in den Fokus. Hier können die Einsparungspotentiale nur durch die Digitalisierung des Prozesses realisiert werden. Somit kommen verhandelte Kataloge, Auktionen und Lieferantenmanagement vermehrt zum Einsatz.

In diesem Bereich hat sich Newtron einen Namen und eine gute Marktpräsenz erarbeitet. Dies wollen wir bewahren und ausbauen. Wichtig dabei ist, den strategischen Einkauf als ganzheitlichen Prozess mit den Kunden zu besprechen, denn nur so können wir mit unseren Produkten maßgeschneiderte Lösungen für einzelne Schritte ausarbeiten.

Alle Welt spricht vom digitalen Wandel in der Wirtschaft. Was bedeutet das für die Produkte von Newtron? Welche technischen Neuerungen im digitalen Bereich werden Newtron und Ihre Produkte in den nächsten Jahren besonders beeinflussen?

Olaf Conradt: Mit unserer zentral gehosteten, mandantenfähigen Cloud-Anwendung haben wir bereits eine zukunftsfähige Basis für den digitalen Wandel geschaffen. Aktuell liegt unser Fokus deswegen darauf, Prozesse elektronisch und vollintegriert mit maximalem „Wohlfühlfaktor“ für unsere Kunden abzubilden.

Wenn diese Prozesse dann stabil laufen, werden die Themen Data Mining und KI interessanter. Das bedeutet im Idealfall, dass vernetzte Systeme anhand gewonnener Daten beginnen, sich selbst zu optimieren. Zumindest sollen sie auf Datenbasis automatisch Vorschläge für Verbesserungen melden.

Auch mobile Anwendungen werden uns noch weiter beschäftigen. Wir haben bereits eine Procurement-App. Diese greift auf Funktionen aus der Browser-Anwendung zurück, mit denen beispielsweise auf Baustellen oder im Facility Management Beschaffungen von unterwegs aus möglich sind. Das werden wir stetig weiterentwickeln.

Welche Trends sehen Sie im Bereich des e-Procurements und -Sourcings?

Olaf Conradt: Insbesondere bei den Freitextbestellungen beobachten wir jetzt zunehmend eine Verschmelzung beider Bereiche in den Schwerpunkten unserer Kunden. Das bedeutet, dass auch der Austausch der Systeme untereinander zunimmt – mit dem Ziel, dass Beschaffungsvorgänge immer weiter automatisiert werden. Das beginnt bei der vollautomatischen Auslösung von Bestellungen und soll schließlich zu KI-gesteuerten Prozessen führen.

Die bereits bestehende Integration der einzelnen Newtron-Produkte für Procurement, Sourcing und SRM wird dabei ein entscheidender Vorteil für uns sein. Auf ähnliche Art und Weise müssen die angeschlossenen ERP-Systeme eingebunden werden. Mit der Integration all dieser Systeme können wir dem Kunden ein Verständnis dafür vermitteln, dass der Einkauf ein Prozess ist, der in seiner Gesamtheit betrachtet werden muss, um Potenziale ideal auszuschöpfen.

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